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Odyssee im Schauraum

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Erstmals ließ sich der nicht in Europa erhältliche Cybertruck in Europa blicken und hinterließ einen unklaren, wenn auch bleibenden Eindruck. Dieser muss erst ein wenig erklärt werden.

Es hätte auch eine Szene aus TRON sein können. Die muffige 80er-Jahre-Atmosphäre des alten Schauraums eines US-Car-Händlers im Süden von Wien wirkt architektonisch so aus der Zeit gefallen wie der Cybertruck, der genau dort präsentiert wurde – nur von der komplett anderen Richtung. Ähnlich wie im Film aus den Anfängen der Computer-Ära, als man mit riesenhaften Computern in großen Büroräumen mit Spannteppichen am Boden erste animierte Grafiken bastelte, so entrückt schaut – aber das ist real und wir sind im Jahre 2024, und im Rahmen der Odyssey Tour schickt Tesla fünf Exemplare quer durch Europa durch insgesamt gut 100 Städte. Quasi als Gustostückerl aus der Neuen Welt, denn ob und wenn, wann es den Cybertruck jemals in Österreich geben wird, wollte niemand so wirklich sagen.

Sehen wir den 5,7 Meter langen Fünftürer also einfach als das, was er im Grunde ist: Ein Pick-up mit Doppelkabine, Platz für fünf und 3.400 Litern Ladevolumen. Das Heckrollo lässt sich per Knopfdruck aufrollen, damit auch etwas sperrigere Gegendstände darauf Platz finden. Innen fehlt jeglicher Cowboy-Flair, der bei jedem Pick-up sonst immer irgendwie mitschwingt. Eher ist alles so, wie man es sich von einem Tesla erwartet. Viel glatte Flächen, kaum Schalter, ein winziges Lenkrad und ein großer Touchscreen, auf dem alles an Funktionen in unendlichen Untermenüs untergebracht wurde. Man kann sich nicht vorstellen, dass hier jemals jemand mit Cowboystiefeln und Jeans-Jacke einsteigen würde und den halben Mist von Montana an den Sohlen auf die Velours-Fußmatten schleppen würde. Ob sich das kleine Volant mit Arbeitshandschuhen überhaut bedienen lassen würde? Die Blinkerknöpfe trifft man jedenfalls nicht, und überhaupt wurde viel von der grundsätzlichen Technik von vielen anderen Teslas übernommen. Es gibt also auch keine Ladebuchsen, kein Hebelwerk oder ähnliches.

Leistungsstufen gibt es derer drei, voon 447 bis 630 kW Leistung. Als erstes Modell der Marke verfügt er zudem über ein 800-Volt-Bordnetz, das natürlich rasend schnelles Laden ermöglichen würde, wobei das hauseigene Supercharger-Netzwerk erst mit maximal 350 kW gespeist wird. Allrad ist bis auf die Basisvariante serienmäßig und natürlich gibt es auch einen ordentlichen Frunk, wobei zum Beladen die gesamte Front aufschwingt und Platz für ein ganzes Kalb freigibt. Und eigentlich interessiert das alles kaum jemanden, denn was wirklich am meisten aufregt, ist die Optik. Also: So wie auf den Fotos kommt der Cybertruck in freier Wildbahn nicht rüber. Aufgrund der schieren Größe wirkt er sogar noch bizarrer. Allein die Heckklappe, das ist schon verdammt viel Edelstahl, was einem da entgegenklappt, wenn man die Heckklappe per Knopfdruck öffnet. Und erst die Seitenwand, man ist sich nicht sicher, ob es sich hier um einen Prototypen handelt, der in der Mittagspause irgendwie vergessen wurde, ober um ein Marsvehikel aus einem 80er-Jahre-US-Heimatfilm mit Panzerfäusten und Sylvester Stallone.

Und wenn die ersten Überraschungsmomente sich gelegt haben und man wieder nüchtern an das Thema Auto herangehen kann, bleiben auch schon erste Zweifel, ob die Kiste abseits von Hollywood echte reale Chancen hätte. Ich meine, es ist alles irgendwie der Optik untergeordnet. Die Rundumsicht gelingt nie, weil man so extrem tief sitzt und die Scheiben kaum Sicht ins Freie ermöglichen. Man hat überhaupt keine Ahnung, wo das Auto aufhört, weil die Scheiben so unfassbar schräg stehen und ewig weit von einem weg sind. Und für all das muss man nicht einmal ein Farm-Mitarbeiter sein. Fakt ist, dass es so einen Zugang zum Thema Nutzfahrzeug noch überhaupt noch nie gegeben hat, da stören die zahlreichen Fingerabdrücke auf den Edelstahlpanelen noch am wenigsten. Zumindest von den Spaltmaßen her blieb man der alten Tradition amerikanischer Pick-ups treu, wobei man bei einem 18.000-Dollar-Laster wohl diesbezüglich toleranter ist als bei einem 100.000-Dollar-Raumschiff.

Was nehmen wir von diesem Erstkontakt also mit? Man muss ihn mögen, den Cybertruck, oder man hasst ihn. Und es ist einerseits in der Tat erfrischend, dass sich jemand traut, das seit Ewigkeiten unveränderte Konzept des amerikanischsten Fahrzeugkonzepts aller Fahrzeugkonzepte einmal grundsätzlich zu überdenken. Auf der anderen Seite hat es schon seinen Grund, warum ein Fahrzeug seit gut 100 Jahren so aussieht wie es aussieht. Jegliche Spekulation über einen durchbrechenden Erfolg kann man sich jedenfalls so oder so ersparen, denn in seiner derzeitigen Form wäre der Cybertruck ohnehin nirgendwo anders als in den USA zulassungsfähig. Zu steil und spitz die Front. Zu hoch oben die Beleuchtung. Und vor allem viel zu schwer wäre er. Mit einem Leergewicht von 3,1 Tonnen fällt er in Europa schon einmal für B-Führerscheinbesitzer so gut wie aus, doch die wahre Message dieses Tesla ist ohnehin eine völlig andere. Man beachtet ihn. Man schreibt über ihn. Man liest über ihn. Und eventuell kauft man sich dann ein Model Y. Und all das hat Tesla derzeit dringend nötiger als eine weitere Verbreitung des Cybertruck.

 

 

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