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Der Strom, der bergwärts fließt

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Ford Pro

Mittlerweile gibt es kein Modell von Ford Pro mehr, das nicht in elektrifizierter Version zu haben ist. Eine Testrunde mit dem Ranger PHEV und dem e-Transit Custom durch den Matsch des Bergischen Lands auf einem Gutshof mit klingendem Besitzer.

Wie Sie hören, hören Sie: nichts. Es ist zugegeben ein wenig ungewohnt, in ein so großes Auto aufzusteigen wie den Ranger Wildtrak und dann weder das Brummen eines Diesel noch das Grummeln eines V6 zu hören. Stattdessen wühlt sich der Allrad-Pick-up durch den Matsch rund um Lohmar lautlos gen Sonne, als wäre die Steigung gar nicht vorhanden. Das Geheimnis lauert tief drin im Antriebsstrang: Beim PHEV schlummert zwischen den Streben des Leiterrahmens nämlich neben einem Vierzylinder-Benziner mit Turboaufladung und 233 PS auch ein E-Motor, der seine Kraft aus einem 11,8 kWh großen Akku schöpft und auch primär in Aktion tritt. Erst bei höherem Tempo oder wenn der Stromspeicher aufgebraucht ist, übernimmt der Schüttelhuber alleine das Zepter, was ebenfalls ungewohnt ist: Zumindest der Geräuschkomfort des Focus ST hat überlebt. 

Fell in love with an alien
Und während man sich Richtung Gipfel des Bergischen Lands wühlt, tauchen ein paar schlanke Fragen auf: Warum eigentlich hier? Zum Beispiel, weil wir uns auf den Gründen von Joey Kelly befinden. Richtig, dem Mitglied der Kelly Family, Extremsportler, Crash-Car-Fahrer und Allrounder, der diesen 1512 erbauten Hof vor fünf Jahren erwarb und zu einem hippen Event-Center umfunktionierte. Mit Ford habe er lange und gute Kontakte, da lädt man natürlich gerne für ein paar Testrunden ein. Und zugegeben, bei all den Arbeiten, die auf so einem Gut anfallen, hätte der Plug-in-Ranger durchaus seine Vorzüge. Man muss ihn nur richtig einsetzen. Tatsächlich ist der verbaute Akku im Vergleich zu anderen Plug-in-Hybriden mit seinen 11,8 kWh nicht üppig groß. Mehr Platz gab es aber nicht im Unterbau, meinen die Techniker, zudem hätte man sonst beim Platz und vor allem bei der Nutzlast sparen müssen, was bei einem Nutzfahrzeug natürlich auch nicht sehr schlau wäre. So aber gibt es Strom für rund 50 Kilometer, was in echt knapp über 30 sind. Aus­reichend für die Einsätze am Kelly-Hof, und zudem unverzichtbar für Arbeiten am Feld: So gibt es auf der Ladefläche nämlich Power-Outlets mit 2,3 und 6,9 kW, womit man sich den Dieselgenerator erspart und selbst große Geräte locker mit dem Ford antreiben kann. Und zwar stundenlang, wenn es sein muss.

Cover the road
Nachdem kaum ein Pick-up dieser Tage aber großartig auf losem Untergrund bewegt wird, lassen wir Joey auf seinem Anwesen zurück und begeben uns auf asphaltierte Straßen für weitere Erprobungen. Die Pkw-hafte Atmosphäre im Innenraum täuscht nicht: Von der Größe und dem Leergewicht von 2,6 Tonnen abgesehen, fühlt sich der Ranger Wildtrak zivilisiert und exakt an. Kein Wanken oder Schwanken, dazu eine Federung, denen Schlaglöcher genauso egal sind wie etwas zu motiviert gefahrene Kurven – ein echtes Lob, wenn man bedenkt, dass die verbauten Reifen nicht unbedingt die besten für den Einsatz auf der Straße sind. Und der Motor? Ohne E-Unterstützung wirkt der Ford beim Losfahren ein wenig nervös, was auch an der zappeligen Zehngang-Automatik liegt, die aus dem Gangwechseln gar nicht mehr herauskommt. Bei der Überlandfahrt aber entspannt sich die Lage, das Dröhnen der Reifen übertönt im Nu das Nuscheln des Benziners und die Verbräuche sind bei bedachtem Einsatz des Gaspedals sogar unter neun Liter zu bekommen. Ein idealer Straßen-Pick-up also? Jein. Zwar gibt es auch eine MS-RT-Variante davon, mit ausgestellten Radläufen, Breit­bereifung und Sportfahrwerk, aufgrund der mühsamen Zulassungsverordnungen in Österreich und der ewigen NoVA-Thematik wird dieser in Österreich aber gar nicht erst angeboten.

Peace on earth
Dass Ford Pro derzeit blendend unterwegs und bei den leichten Nutzfahrzeugen in Deutschland sogar Marktführer ist, liegt aber eher am guten Modellmix. Ranger, Connect, Courier, der Transit – alle gibt es als Verbrenner und in elektrifizierter Version, wobei es eine Variante gibt, die wir an dieser Stelle besonders hervorstreichen wollen: den E-Transit Custom. Die Allzweckwaffe aus Köln, gebaut in der Türkei, erhältlich in unterschiedlichen Längen und Höhen, als nackter Kasten oder so wie hier als hübsch gemachter Cruiser mit dezenter Verspoilerung und schicken Alurädern. Seine Eckdaten: 64-kWh-Akku, 329 Kilometer Reichweite nach WLTP, Heckantrieb für eine ausgewogene Gewichtsverteilung und 125 kW Ladeleistung, womit der verbaute Stromspeicher in vier 39 Minuten wieder zu 80 Prozent voll ist. Wem das nicht genügt, der kann noch in eine Wärmepumpe investieren, womit die Reichweite noch einmal um zehn Prozent gesteigert werden kann. Ähnlich variabel die wichtigste Größe: der Laderaum. Von 5,6 bis 6,8 Kubikmeter sind möglich, da steht der EV den Rudis in nichts nach.

An angel
Dem giftgrünen Custom MS-RT, der optisch einen auf besonders dicke Hose macht, nähern wir uns lieber gar nicht erst, weil auch der keine Chance auf eine Markteinführung bei uns hat. Indes: Schon die normalen Versionen lassen sich direkt und knackig fahren, was bei einem Nutzfahrzeug besonders wichtig ist: Ein wenig Spaß bei der Arbeit soll ja bekanntlich sehr motivierend wirken. Und somit bleibt bei all dem natürlich die ewig und einzig entscheidende Frage: Wie weit kommt man wirklich? „Oh it hurts“ braucht Joey jedenfalls nicht anstimmen. 250 Kilometer gehen easy. Der Rest liegt im rechten Fuß des Fahrers. 

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