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Helden auf Rädern: Matra-Simca Rancho

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Stellantis

Im Fahrzeugbau einen Trend vorwegzunehmen, kann mitunter ins Auge gehen. Aber gleich zwei oder drei, das geht dann doch zu weit. Das Scheitern des Matra Rancho hatte dennoch nur am Rande mit seinem exotischen Konzept zu tun.

 

Die Geschichte über das große Markenchaos von Chrysler Europa in den 1970er-Jahren wurde an dieser Stelle schon mehr als ausführlich beschrieben. Nicht aber, dass aufgrund des allgemeinen Irrsinns dieser Zeit geniale Köpfe mit ihren Ideen nicht ausreichend Beachtung fanden. Oder es einfach nicht die Kohle gab, um hier einen Turnaround zu schaffen, wobei die Frage gerade bei diesem Auto bleibt, ob es wirklich was gebracht hätte, denn nur selten war ein Auto, das seiner Zeit voraus war, auch wirklich erfolgreich. Und genauso schräg wie diese Einleitung ist im Endeffekt auch die Geschichte des Matra-Simca Rancho.

Es hatte bei der europäischen Chrysler-Tochter fast schon Tradition, dass man für ein Modell nicht nur einen Markennamen zu Rate zog, sondern immer gleich zwei. Mitte der 1970er-Jahre jedenfalls, als sich die dunklen Gewitterwolken über dem Mehrmarkenkonzern verdichteten, wollte vor allem Matra als etwas ungeliebtes Mauerblümchen mehr auf sich aufmerksam machen. Lange war man schließlich hochinnovativ und zudem erfolgreich im Rennsport. Es war also Zeit für ein kräftiges Lebenszeichen. Das musste natürlich etwas Außergewöhnliches sein. Beflügelt vom erstaunlichen Erfolg des ersten Range Rover, der die Idee, einen Geländewagen für die Straße zu etablieren, erstaunlich konsequent umsetzte, erkannte man Bedarf für ein ähnlich gestricktes Modell. Aber nicht so hochpreisig und elitär, sondern mehr für den Massenmarkt.

Hört sich sehr nach dem modernen SUV-Konzept an, oder? Schon, aber seinerzeit stieß man damit auf weitgehend taube Ohren, da man im Konzern schon mit den Standardmodellen in Limousinen- und Schrägheckform zu viel zu kämpfen hatte und für derlei Exoten jetzt wirklich weder Zeit noch Nerven und Geld übrig war. Man musste also auch bei der Umsetzung kreativ werden, wobei Matras großer Erfahrungsschatz mit GFK die entscheidende Komponente sein sollte. Schließlich gab es keine andere Möglichkeit, als ein bestehendes Modell umzumodeln. Am ehesten ins Konzept passt hierfür das Modell 1100 von Konzernschwester Simca. Dessen Pick-up-Version konnte relativ einfach verlängert werden, und mit diversen An- und Aufbauteilen aus Glasfaser plus einer dezenten Höherlegung würde man von der ursprünglichen Basis, die zu jener Zeit schon zehn Jahre auf dem Buckel hatte, kaum mehr etwas bemerken.

Gesagt, getan. So entstand tatsächlich in dieser Machart der Rancho, der 1977 definitiv der allererste Vorläufer jedes aktuellen Kompakt-SUV ist. Schließlich hat er aufgrund der Basis nur Frontantrieb und der ganze mackermäßige Auftritt verschleiert ein wenig die biedere Großserientechnik, die nichts anderes ist als in all den anderen Konzernprodukten. Allein dank des großzügigen Heckaufbaus von Matra und der völlig umgestalteten Front waren die Kunden aber erstaunlich angetan und griffen zu Beginn sogar gerne zu. Allerdings nicht ausreichend gerne, denn nur ein Jahr später verscherbelte Chrysler den ganzen Laden an PSA, die mit dem komischen Mischwesen Zeit seines Lebens nie so recht etwas anzufangen wussten. Wieder ein Jahr später wechselte man den Namen um auf Talbot-Matra Rancho, viel mehr änderte sich bis zu Produktionsende 1984 dann aber nicht mehr. Das störte aber vor allem die Macher bei Matra. Für sie war der Rancho schließlich der letzte Funken Eigenständigkeit, weswegen man nicht tatenlos herumsitzen wollte und mehr oder weniger offiziell an einem Nachfolger bastelte. Und dieser sollte wirklich innovativ sein.

Und zwar plante man ein Stahlgerippe, vollständig beplankt mit Karosserieteilen aus Kunststoff. Dass man weiterhin nur zwei Türen verbauen wollte, war wohl falsch verstandene Tradition, denn Familien standen damals schon auf Mehrtürer. Jedenfalls wurde man damit in der Zentrale in Paris vorstellig, nur um grandios damit abzublitzen. Was im Endeffekt wenig verwunderte, denn Matra war den PSA-Granden ohnehin ein Dorn im Auge, sodass man recht froh darüber war, den Laden an Renault abtreten zu können. Die fanden nach der Übernahme natürlich diesen merkwürdigen Rancho-Nachfolger und griffen die Grundprinzipe auf, verpassten dem ganzen noch zwei Fondtüren und starteten just 1984 – als der Rancho auslief – mit dem Sensationserfolg namens Espace. Matra durfte der Neuling aber trotzdem nicht heißen.

 

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