Was in der Vergangenheit einfach verschlafen wurde, wird jetzt als
politischer Erfolg medial gefeiert. Ist das wirklich notwendig?
Vielfahrer werden sich vielleicht noch daran erinnern, wann sie
zuletzt drei Lkws nebeneinander auf der Autobahn gesehen haben. Ein
gleichermaßen beängstigendes wie seltenes Ereignis, das in den
letzten Jahren eigentlich nur noch dann aufgetreten ist, wenn
beispielsweise durch Schnee und Eis die beiden rechten Spuren
blockiert waren und gut ausgerüstete Lkw-Fahrer in der ganz linken
Spur den einzigen Ausweg gesehen haben. In diesen sehr seltenen
Fällen ihr gutes Recht, zumal in solchen Situationen auch nicht von
einem Überholvorgang gesprochen werden kann.
Die Fakten betrachtend, sind weniger als ein Drittel der
Schnellstraßen und Autobahnen -und somit nur rund 700 Kilometer -mit
drei Fahrspuren ausgerüstet. Vierspurig sind gar nur 40 Kilometer.
Statistisch nicht erfasst hingegen die Zahl der drei-oder
mehrspurigen Autobahnen, wo schon bisher ein Lkw-Überholverbot
gegolten hat.
Einstimmig und ohne Gegenwehr
Es war daher nicht weiter verwunderlich, dass es zum Thema
"Überholverbot für Lkws über 7,5 Tonnen auf der dritten oder vierten
Spur" nicht nur eine Einstimmigkeit der Koalitionsparteien, sondern
auch keine Gegenwehr der Lkw-Fahrer bzw. der Frächter gegeben hat,
hatte doch im Alltag ohnedies so gut wie niemand von dieser seit 1.
Juni 2014 nicht mehr gegebenen Option Gebrauch gemacht.
In anderen Ländern schon lang gelebter Alltag und auch Gesetz, war
eigentlich in erster Linie die Art und Weise, wie das Thema
Überholverbot in Österreich umgesetzt wurde, bedenklich. In
Aussendungen war davon zu lesen, dass Lkws überdurchschnittlich oft
in Verkehrsunfälle auf der dritten und vierten Spurverwickelt waren.
Wie so oft konnten diese Aussagen in keiner Art und Weise belegt
werden. Auf Google den Suchbegriff "Lkw-Unfall" eingegeben, fand sich
jedenfalls kein einziges Bild, bei dem ein Lkw auf der dritten oder
gar der vierten Spur zu sehen war. Vielleicht ein dummer Zufall ...
Politischer Spielball
Zu hinterfragen ist daher einmal mehr, ob es dem Miteinander aller
Verkehrsteilnehmer zuträglich ist, dieses in der Praxis längst
verinnerlichte, neue Verbot als politischen Erfolg zu verkaufen. Es
wäre doch zu schön gewesen, wenn Betroffene und Politik ihren
gemeinsamen Entscheid zugunsten einer höheren Sicherheit auch als
solchen verkauft hätten.
So haben sich wieder ein paar damit gebrüstet, andere im Dienste der
Sicherheit in die Schranken verwiesen zu haben. Was so nachweislich
nicht stimmt und auch für das Miteinander nicht förderlich ist. (JMM)